Fahr Rad!
oder: Wie ich ein Fahrrad kaufte.
Dieser Aufforderung wollte ich Folge leisten.
Bei den derzeitigen Benzin bzw. Dieselpreisen und dem wachsenden Umfang meiner Hüften war das eine gute Idee.
Doch die Umsetzung erwies sich als steiniger Weg.
Ich dachte zuerst, ein Fahrradkauf ist doch ganz einfach.
Ich gehe einfach ins Geschäft, verlange eine "Tüte Fahrrad", lege etwas Geld hin und dann kann ich fahren.
Zuerst schaute ich im Internet nach. Wikipedia ist für mich immer eine erste Adresse. Doch ich begriff nicht all' zu viel.
Was soll ich mit Schimanski (oder Shimano) am Fahrrad oder warum brauche ich eine xyz-Bremse oder was soll
eine Nabelschaltung (oder doch Nabenschaltung) - vielleicht noch mit Achsenbeleuchtung - wo ich doch eh' mit dem Fuß
kupple und mit der Hand schalte.
Ich will doch nur Rad fahren.
Ein Fachmann muss her
Es war mir klar, dass ein Lebensmittelverkäufer nicht so richtig über ein Fahrrad Bescheid wissen kann. Diese Anbieter schieden also schon einmal aus. Doch was muss ich den Verkäufer fragen, damit er mir nicht ein Billigrad für teures Geld verkauft. Es wurde mir immer mehr klar: Ich brauche Hilfe.
Zum Glück habe ich Freunde. Andreas G. war schnell bereit, mir das Rad zu erklären.
Er wusste leider nicht, dass ein 6-Gang-Autofahrer überhaupt keine Ahnung vom Rad hat.
Mit einer Engelsgeduld fing er bei mir mit der letzten Erfindung an: Das Rad.
Er wägte die Vor- und Nachteile der vielen verschieden Möglichkeiten ab und schuf so einen grundlegenden
Überblick über das Fahrrad und die Preise der Neuzeit.
Um die Übersicht nicht zu verlieren, machte ich mir fleißig Notizen. So entstand (m)eine Übersicht.
Angebote
Mit diesen Notizen ausgerüstet, besuchte ich den ersten Anbieter.
Bei diesem hatte ich den Eindruck, er wollte nur schnell irgend ein Rad verkaufen.
Er stellte ein Rad hin und sagte sinngemäß "das ist es". Ich müsste mich nur beeilen, es wäre das Letzte...
"Etwas" verblüfft verließ ich diesen Verkäufer mit dem Vorsatz, dass ich hier kein Fahrrad kaufen werde. Es war des Letzte.
Also suchte ich Anbieter Nr. 2 auf. Das war ein absoluter Freak. Leider konnte er mir nur bunte Bildchen zeigen,
da es sich vordergründig um eine Fachwerkstatt handelte.
Ein Beispielrad (zu klein, falsche Farbe, andere Gänge, mickrigere Klingel, weniger Reifendruck...) hatte er aber vor Ort.
Leider konnte sich meine Vorstellungskraft das bunte-Bildchen-Rad und das Beispielrad nicht zu meinem Wunschrad zusammenschieben.
Auch diesen Anbieter habe ich verlassen.
Zum Glück hatte ich auf meinem Notizzettel mehr als 2 Anbieter stehen - dank Andreas G.
Also begab ich mich in froher Käuferlaune hurtig zum 3. Geschäft.
Hier standen aber viele Räder einfach so rum. Sehr viele Räder waren das. Ich stand auch erst mal rum - hilflos.
Der erste Verkäufer gab das Zepter gleich nach meinen ersten Sätzen an einen Kollegen weiter. Der hatte viel Geduld mit mir.
Und so kam es, dass wir in einem angenehmen Kunden-Verkäufer-Gepräch mein Wunschrad zusammenstellten.
Glücklich verließ ich dass Geschäft mit dem Versprechen, in der 29. KW mein Fahrrad fahren zu können.
Besitzer
Am Freitag (18.07.2008) war es soweit. Sicherheitshalber fuhr ich aber erst einmal mit meinem 6-Gang-Gefährt hin.
Es könnte ja irgendetwas dazwischen gekommen sein.
Als sich dann auch noch vor Ort herausstellte, dass man tatsächlich vergessen hatte, mein Rad zusammenzubauen, setzte es aber was
vom Onkel Chef an seinen Verkäufer-Neffen. Ich hatte den Eindruck, die ganze Werkstatt arbeitet nun im Akkord nur für mich.
Aber, ich musste ja noch mein 6-Gang-Gefährt nach Hause bringen. So verabredeten wir uns auf ein eine Stunde später.
Gesagt getan. Mit dem Bus fuhr ich dann wieder zurück. Und da stand es, mein Rad.
Aber, wie mein Freund Andreas sagte, machte ich erst einmal eine Probefahrt. Diese zog sich durch
die Innenstadt und dauerte ca. 30 Minuten. Das war schon was.
Nach den Formalitäten fuhr ich endlich mit meinem Rad nach Hause.
Abspann
Natürlich haben Anika und ich noch eine Spritztour gemacht. Am Samstag war ich dann erstmalig mit dem Rad beim Bäcker
und beim Fleischer, um für den Frühstückstisch einzuholen.
Der Einkauf dauerte natürlich etwas länger. Aber es hat Spaß gemacht. Für die bergauf gehende Fahrt von der Rießner Straße
nach Schöndorf habe ich nur "Verdamp lang her" und "Like a Hurrikane" gebraucht.
So, und nächste Woche ist der Ansatz über meinem Gürtel wieder weg und ich werde dem Namen des Rades gerecht: Hercules!